Medizinische Qualität steuern
Messbare, hohe medizinische Qualität steht im Mittelpunkt bei der medizinischen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, betreiben wir ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem.
Wie wir die Sicherung medizinischer Qualität organisatorisch verankert haben
Gesteuert wird unser Qualitätsmanagementsystem maßgeblich vom Zentralen Dienst Medizin, gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen: Auf Unternehmensebene sind zwei Medical Consultants für die medizinischen Belange des stationären Bereichs bei Helios zuständig. Sie berichten direkt an den Vorsitzenden der Geschäftsführung (Chief Executive Officer – CEO) von Helios, der zugleich Geschäftsführer Medizin ist (Chief Medical Officer – CMO). Die hauptamtlich eingesetzten Medical Consultants beraten die Helios Geschäftsführung und die Regionalgeschäftsführungen in allen Fragen der medizinischen Ausrichtung und Steuerung der Kliniken, koordinieren die Verbesserung von Abläufen und medizinischen Prozessen sowie die Entwicklung sektorenübergreifender Versorgungsmodelle. Darüber hinaus unterstützen sie die Klinikgeschäftsführungen auch bei der Besetzung von Chefarztpositionen. Zwei weitere Medical Consultants zeichnen für Helios Ambulant verantwortlich.
Eine Lenkungsgruppe Qualitätsmanagement stimmt quartalsweise die zentralen Steuerungsprozesse des medizinischen Qualitätsmanagements und der Patientensicherheitsmaßnahmen ab. Die Lenkungsgruppe setzt sich aus dem CEO/CMO sowie den beiden Medical Consultants, dem Patient Safety Officer (PSO) und dem Zentralen Dienst Medizin sowie der Fachgruppenleiterin Pflege zusammen. Ebenfalls quartalsweise bewerten die medizinischen Führungsgremien der Krankenhäuser, bestehend aus Klinikgeschäftsführerin/-geschäftsführer, Ärztlicher Direktorin/Ärztlichem Direktor und Pflegedienstleitung gemeinsam mit den Medical Consultants sämtliche berichtspflichtigen Kennzahlen. Weisen Kliniken auffällige Qualitätskennzahlen oder Meldefälle bezüglich der Patientensicherheit auf, so finden in der Folge Berichtstermine mit der Lenkungsgruppe Qualitätsmanagement statt. Hier werden Maßnahmen festgelegt, die im Laufe eines Jahres umgesetzt werden müssen. Dies können Falldiskussionen im Fachkollegium (Peer Reviews) in den Kliniken sein oder auch standortübergreifende Qualitätsmanagementmaßnahmen.
Ein weiterer wichtiger Qualitätsmotor sind die 30 Helios Fachgruppen, in denen die leitenden Ärztinnen und Ärzte der jeweiligen Fachgebiete zweimal im Jahr zusammenkommen. Sie stellen sicher, dass alle Kliniken in ihrem jeweiligen Fachgebiet auf dem aktuellen Stand der Forschung sind und Behandlungsprozesse korrekt umgesetzt werden. Sie diskutieren Ergebnisse aus klinischen Studien und leiten daraus mögliche Änderungen in den Behandlungsprozessen ab. Zudem beraten und entscheiden sie über die Einführung von Standardprozessen, sinnvolle Innovationen, die Auswahl medizinischer Produkte und über Kommunikations- oder Aufklärungskampagnen, die sich entweder an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder an Patientinnen und Patienten richten.
Wie wir medizinische Qualität systematisch verbessern
Im Jahr 2008 wurde zusammen mit weiteren Klinikträgern die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) gegründet. Die Initiative hat das Ziel, die Behandlungsqualität in Kliniken auf Grundlage des Prinzips Messen – Veröffentlichen – Verbessern vergleichbar zu machen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die IQM war zu ihrem 25-jährigen Jubiläum 2023 die größte freiwillige Qualitätsinitiative im deutschen Gesundheitswesen mit rund 500 Mitgliedskliniken in kommunaler, freigemeinnützig-kirchlicher, privater und universitärer Trägerschaft.
Das Helios Qualitätsmanagementsystem basiert auf drei Stufen:
Jeder Behandlungsschritt im Krankenhaus wird für die spätere Abrechnung mit den Krankenkassen dokumentiert. Diese sogenannten Routinedaten sind Basis für die Qualitätsmessung unserer medizinischen Behandlungen. Sie zeigen z. B., ob die Genesung einer Patientin oder eines Patienten länger dauert als erwartet oder ob Komplikationen oder ein Todesfall aufgetreten sind. Daraus lässt sich ablesen, ob eine Behandlung normal verlaufen ist oder ob gegebenenfalls Fehler gemacht wurden.
Routinedaten verwenden wir ebenfalls, um die von der IQM entwickelten German Inpatient Quality Indicators (G-IQI) zu erfassen. Sie beinhalten über 380 Kennzahlen zu mehr als 60 wichtigen Krankheitsbildern und Behandlungen. Zusätzlich erheben wir bei Helios über 1.000 weitere Qualitätskennzahlen. Aus den G-IQI haben wir zur strategischen Steuerung unserer medizinischen Qualität 46 (2022: 47) wesentliche Indikatoren ausgewählt. Für diese haben wir konkrete Zielwerte definiert, deren Erreichung wir jährlich überprüfen.
Um uns stetig zu verbessern und Fehler nicht zu wiederholen, veröffentlichen wir unsere Qualitätsergebnisse auf unserer Unternehmenswebsite und auf den Websites unserer Kliniken. Die Daten machen sichtbar, wie ein Haus im Vergleich zum deutschen Bundesdurchschnitt, zu anderen Helios Kliniken oder zu den IQM-Mitgliedskliniken abschneidet. Zusätzlich erhält jede Klinik und jede Abteilung monatlich einen Bericht über ihre medizinischen Behandlungsergebnisse. So können Trends frühzeitig erkannt und, falls erforderlich, genauere Analysen eingeleitet werden. Im Berichtsjahr 2023 haben wir die Zielwerte von insgesamt 1.862 Indikatoren (von 2.099 erreichbaren Zielen) erreicht, was einem Anteil von 88,7 % entspricht (2022: 87 %).
Wenn unsere Kliniken bestimmte Qualitätsziele nicht erreichen oder sich andere Auffälligkeiten zeigen, analysieren wir die betroffenen Behandlungen und Abläufe genau, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die spezifischen Auditverfahren im ärztlichen und pflegerischen Bereich, die sogenannten Peer-Review-Verfahren, also Falldiskussionen im Fachkollegium. Im Peer Review kooperieren speziell geschulte Medizinerinnen und Mediziner aus unseren Kliniken sowie aus dem Netzwerk IQM und hinterfragen statistische Auffälligkeiten. Erkenntnisse lassen sich im Krankenhaus in konkrete Handlungsempfehlungen übersetzen – mit dem Ziel, die Behandlungsqualität und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten weiter zu erhöhen. Im Jahr 2023 haben wir insgesamt 22 Peer Reviews (2022: 11) durchgeführt.